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Lennardt Loß: Und andere Formen menschlichen Versagens.

Flug LH510 verschwindet vor Brasiliens Küste spurlos vom Radar. Nach dem Absturz ins Meer wird das Wrack nicht gefunden, alle Passagiere werden für tot erklärt. Doch es gibt zwei Überlebende, die sich an Sitz 9A des Flugzeugs festklammern und auf Hilfe im tropisch warmen Wasser hoffen. Er heißt Hannes, sie Marina. Hannes verschweigt ihr, daß er ein ehemaliger RAF-Terrorist ist, sie verschweigt, daß sie die Tochter eines Baulöwen ist, der in den 1970er Jahren durch Bau und Verkauf von Parkhäusern zu Wohlstand kam. Als beide Überlebende eine kleine Insel entdecken, scheint die Rettung nah... Doch der Autor hat keine Robinson-Crusoe-Geschichte geschrieben, sondern er stellt in sieben Kapiteln die Menschen vor, die mit Marina und Hannes in Verbindung standen. Wie zum Beispiel im Kapitel über Aco, der Mann von Marina, jetzt offiziell Witwer. Aco war ein erfolgreicher Boxer, mit 42 Jahren ist er körperlich ein Wrack und nur noch versessen darauf, seine Marina wieder zu finden. Die einzelnen Kapitel enthalten skurille, makaber-komische Geschichten, bittere Satiren über manche typischen Alltäglichkeiten. Da werden Klischees zu böse-komischen Klamotten, wenn Lennardt Loß mit köstlicher Übertriebenheit wohlhabende Rentner auf ein Kreuzfahrtschiff beschreibt, die nach einem Sturm das teure, extravagante 10-Gänge-Menü des Festbanketts auskotzen, und etwa achtzig von ihnen den Veranstalter verklagen wollen.

Dem Autor ist ein kleiner, feiner Roman gelungen, der durch Sprachwitz, feine Ironie und gekonnte Verknappung besticht!

Kategorie: Romane